Aus der OZ vom 11.12.2012

 

 

 

 

 

Konzert: Rimbacher Singkreis und die Kurpfalzphilharmonie begeistern
mit erstklassigen Solisten unter Klaus Thielitz

Die Musik wird zum Schöpfungsprozess

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Rund 350 Besucher erleben in der katholischen Kirche in Fürth ein anspruchsvolles
Konzert mit französischer Weihnachtsmusik des Rimbacher Singkreises. Bild: Reimer

Von unserem Mitarbeiter Bernhardt M. Riedle

FÜRTH. Der Rimbacher Singkreis wird immer besser. Zusammen mit der Kurpfalzphilharmonie Heidelberg haben die Aufführungen des Oratorienchores den Charakter eines musikalischen Schöpfungsprozesses. Unter der Leitung von Klaus Thielitz vollzog sich dieses so spontan wirkende Musizieren auch am Sonntag in der katholischen Kirche Fürth wieder einmal in Perfektion. Der begeisterte Beifall der etwa 350 Besucher des Konzertes mit französischer Weihnachtsmusik galt auch den fünf erstklassigen Solisten.

Es ist das Verdienst von Klaus Thielitz, zwischen Marc-Antoine Charpentier und Camille Saint-Saëns auch Claude Debussy und Francis Poulenc aufzuführen: die „Tänze für Harfe und Streicher“ und die „Vier Motetten zur Weihnachtszeit“. A cappella und höchst beeindruckend vorgetragen.

Das überwältigende „Oratorio de Noël“ von Saint-Saëns am Schluss des Konzertes war so imposant, dass Thielitz den festlichen Schlusschor „Tollite hostias“ gleich noch einmal wiederholte. „Wer es kann, darf mit-singen“, meinte der Kantor scherz-haft und nicht nur mit seiner Diri-gierkunst, sondern auch sprechend „Gesegnete Weihnacht“ wünschend. Alles überragend bei diesem Werk: das Terzett im Trio mit Barbara Zintl (Sopran), Christian Dietz (Tenor) und Reuben Willcox (Bariton). Im anschließenden Solistenquartett des „Alleluja“ zeigte auch die Altistin Eva Braunstein die Sicherheit, die sie als Engel beim einleitenden „In nativitatem Domini canticum“ von Charpentier noch nicht voll entfalten konnte.
Durchgängig hohes Niveau

Ebenfalls mit von der Partie im Quartett war Gabriele Thielitz (Mezzosopran), die wie ihre Kollegen eine sehr überzeugende Leistung bot. Im folgenden Quintett aller Solisten mit Chor zeigte der Singkreis eindrucksvoll, wie hoch sein Niveau mittlerweile ist. Auch das Zusammenspiel mit der Kurpfalzphilharmonie unter ihrem Konzertmeister Arne Müller entfaltete hier eine Perfektion, die in dieser Form bei Saint-Saëns nur selten zu erleben ist. Und das nach nur einer gemeinsamen Probe! Die glückliche Symbiose einer langjährigen Zusammenarbeit übertrug sich vom ersten Moment an auf das Publikum. Der „Gesang zur Geburt des Herrn“ von Marc-Antoine Charpentier entfaltete schon im Präludium eine Wärme, die, bewusst verhalten zelebriert, nur der Vorbereitung auf die Glut und das Feuer der Steigerungen im Laufe der triumphalen Motette aus dem Jahre 1690 dient. Christian Dietz mit seiner strahlenden Tenorstimme und Reuben Willcox als sehr wohlklingender Bass, begleitet von Dietmar Kegelmann an der Orgel, kosteten ihre Partien meisterlich aus.

Im vierstimmigen Chor zeigte der Singkreis bereits hier, dass er im feierlichen Ernst wie bei der jubeln-den Freude immer seine ungeheure Transparenz bewahrt. Zart die Suite der Nacht, strahlend der Chor der Hirten, grandios das Gloria, furios das Finale. Und dabei immer wieder beglückende Orchestermomente mit überraschendem Glockenschlag oder dem bezaubernden Blockflötenspiel von Monika Hölzle-Wiesen und Johannes Fischer.

Die 1904 entstandenen „Tänze für Harfe und Streicher“ von Claude Debussy erfordern höchstes Ein-fühlungsvermögen. Die Heidelberger haben das. Und Klaus Thielitz bewies seine Auffassung von klaren Strukturen in beiden Sätzen, der „Danse sacrée“ und der „Danse profane“, in atemberaubender Weise. Besonders wenn seine linke Hand fordert, ist das Ergebnis sofort hör-bar. Dabei erliegt er nie der Gefahr, die für Debussy sehr eingängige melodisch-harmonische Gestaltung zu überzeichnen.

Mit der jungen Harfenvirtuosin Flora Babette Kick war es gelungen, eine unglaublich sensible und dennoch sehr intensiv zupackende Vertreterin ihres Fachs zu verpflichten. Das Publikum spürte das und so war der hörbare Sprung des Dirigenten auf das Podium vor dem eine denk-würdige Interpretation beschließen – den Finalzupfer der Solistin wie ein Befreiungsschlag. Nicht minder kraftvoll legte Thielitz die anfangs der 50er-Jahre des 20. Jahrhunderts entstandenen „Vier Motetten für die Weihnachtszeit“ von Francis Poulenc aus. Bereits im ersten Teil, dem „O magnum Mysterium“, machte der diesmal 65-köpfige Chor deutlich, was es heißt, a cappella auf höchstem Niveau zu singen. Bis hin zum dramatischeren Aufschrei im abschließenden „Hodie Christus natur est“ gab es eine durchgängige Strahlkraft und Modernität zu bewundern, die ihre Wirkung nicht verfehlte.

„Bravo“-Rufe waren denn auch hier wie beim Schlusswerk in der Fürther Kirche mit der großen Akustik die logische Konsequenz. Das Weihnachtsoratorium von Camille Saint-Saëns ist ein Paradestück französischer Kirchenmusik des 19. Jahrhunderts. Und so, wie der Singkreis es unter seinem präzise und dynamisch – nach großer Probenarbeit – die Zeichen gebenden Dirigenten aufführte, wird es zum Ereignis. Nicht nur im dramatischen „Quare fremuerunt gentes“ des großen Chores mit dem friedlichen „Amen“.